Fragen und Antworten zum Thema Reflexintegrationtraining


Was sind frühkindliche Reflexe und für was sind sie überhaupt gut?


Reflexe sind durch unser Stammhirn gesteuerte, biologisch festgelegte, unwillkürliche Bewegungsmuster. Das Wort „unwillkürlich“ drückt es schon aus – auf diese Bewegungsmuster kann der Mensch nicht willentlich Einfluss nehmen. Im Mutterleib und während des ersten Lebensjahres haben diese unwillkürlichen Bewegungsmuster, die frühkindlichen Reflexe, eine enorm wichtige Bedeutung für die Entwicklung des Kindes.

Zum einen sorgen sie für den Aufbau von stabilen Verknüpfungen zwischen den einzelnen Gehirnarealen, die zum Zeitpunkt der Geburt noch kaum miteinander verknüpft sind. Erst wenn stabile Nervenverbindungen zwischen den einzelnen Gehirnbereichen entstanden sind, können wir unser Gehirn vollumfänglich nutzen, also unsere Bewegungen koordinieren, still sitzen, mit Gefühlen gut umgehen, uns konzentrieren, vorausschauend denken u.v.m.

Des Weiteren sorgen die frühkindlichen Reflexe für den Aufbau des nötigen Muskeltonus (Muskelspannung) im Körper, die wir benötigen, um mit der Schwerkraft umzugehen, eine gute Körperwahrnehmung und einen guten Gleichgewichtssinn zu entwickeln, damit wir zu aufrecht stehenden und gehenden Menschen heranwachsen.

Erst wenn beides, also die Verknüpfung der Gehirnareale und der Aufbau des Muskeltonus störungsfrei vonstatten gegangen sind, hat ein Kind die neuromotorische Reife erlangt, die für einen erfolgreichen Schulbesuch erforderlich ist.

Jeder frühkindliche Reflex hat also eine oder mehrere wichtige Aufgaben in der Entwicklung des Kindes zu erfüllen. Sobald ein Reflex seine Aufgaben erfüllt hat, muss er sich zurückbilden, da das Kind in seiner Gehirnreife nun schon weiter fortgeschritten ist und zunehmend willentliche Bewegungen und Aktionen ausführen kann. Noch fortbestehende frühkindliche Reflexe haben dann negativen Einfluss auf die weitere Entwicklung des Kindes, da es unter anderem ständig gegen diese unwillkürlichen Bewegungsmuster ankämpfen muss. Je stärker die bleibende Reflexaktivität ist, desto mehr können Funktionsgebiete beeinträchtigt sein, die Grundlage für Lernen und Verhalten sind, wie z.Bsp.:


• grob- und feinmotorische Koordination

• Wahrnehmung (visuell, auditiv, sensorisch)

• Impulskontrolle

• Still sitzen können

• Gefühlsverarbeitung

• Konzentration

• Kognition

• Ausdrucksvermögen


Warum sind bei so vielen Kindern noch frühkindliche Reflexe aktiv?


Gründe gibt es dafür viele. Neben schwierigen Schwangerschafts- und Geburtsverläufen, z. B. Kaiserschnitt, liegen viele Babys zu wenig auf dem Bauch, haben zu wenig Bewegung, überspringen wichtige Entwicklungsschritte wie das Krabbeln. Auch zu langes Liegen im Maxi-Cosi und Lauflernhilfen beeinträchtigen die natürliche Entwicklung.




                             Der Greifreflex beim Baby

Wie kann diese Entwicklungsverzögerung aufgeholt bzw. beseitigt werden?


Der Schlüssel liegt in der Reflexintegration, einer sehr effektiven Alternative zu Medikamenten, um den Kindern ein glückliches Aufwachsen und einen erfolgreichen Schulalltag zu ermöglichen.

Als Begründerin der Reflexintegration gilt Sally Goddard Blythe, die schon vor 40 Jahren in Chester, England, erfolgreich mit Bewegungsprogrammen die neuromotorische Reife bei Kindern förderte bzw. nachholte.

Der schwedische Arzt Dr. Harald Blomberg hat das Bewegungstraining RMT (Rhythmic Movement Training) entwickelt. Seit 25 Jahren behandelt er damit erfolgreich geistig und körperlich behinderte Kinder sowie die Symptome von AD(H)S und Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten.

Das Sieber & Paasch Institut in München, wo ich meine Ausbildung absolviert habe, hat mit der RIT®-Reflexintegration das Reflexintegrationstraining um Komponenten erweitert, um die neuronale Reifung noch effektiver zu unterstützen. Dadurch werden der Aufbau stabiler Nervenbahnen zwischen den Funktionsbereichen des Gehirns beschleunigt und die noch aktiven frühkindlichen Reflexe zurückgebildet.


Was ist ein Reflexintegrationstraining?


Das Reflexintegrationstraining ist ein hoch effizientes Unterstützungsprogramm für Kinder und Jugendliche mit Schul- und Lernproblemen sowie motorischen Problematiken. 


Dazu gehören z.B. 


• Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten

• Rechenschwierigkeiten

• Unruhe und Unkonzentriertheit

• fehlende Impulskontrolle

•  mangelnde Körperkoordination oder unkoordinierte Fein- und                 Grobmotorik 


können ein Zeichen für eine Unreife des Zentralen Nervensystems sein.


Reflexintegrationstraining ist eine Kombination von erprobten Methoden die dazu dienen die neuromotorische Schulreife von Kindern zu überprüfen, den individuellen Entwicklungsbedarf des Kindes festzustellen und mit einem gezielten Unterstützungsprogramm ein neuronales Nachreifen zu ermöglichen.

Grundlage für das Reflexintegrationstraining ist ein Fragebogen für die Eltern des Kindes. Werden mehr als 7 Fragen mit "ja" beantwortet, ist es wahrscheinlich, dass noch frühkindliche Reflexe aktiv sind.

Nach der Anmeldung des Kindes für das Reflexintegrationstraining finden regelmäßig ca. alle 4 Wochen Termine bei mir statt - gemeinsam mit dem Kind sowie Mutter/Vater. Ein Treffen dauert durchschnittlich 60 Minuten.

Erfahrungsgemäß sind ca. 6-10 Treffen notwendig, um Erfolge erzielen zu können. Zudem ist das regelmäßige Üben der erlernten Bewegungen zu Hause mit Unterstützung der Eltern unerlässlich.

Ausgehend vom Fragebogen werden beim Kind die einzelnen Reflexe entsprechend der Reihenfolge ihres Entstehens geprüft. Noch aktive Reflexe werden durch isometrischen Druck und bilaterale Gehirnhälftenstimulation integriert und es wird ein individuelles Bewegungstraining für das Kind zusammengestellt. Die Bewegungen werden gemeinsam mit dem Kind und einem Elternteil geübt und für das Training zu Hause genau erklärt.

Die gezeigten Übungen sollten zu Hause täglich, jedoch mindestens 5x pro Woche möglichst exakt ausgeführt werden. Der tägliche Zeitbedarf hierfür beträgt 10-15 Minuten und eine Unterstützung der Eltern ist erforderlich. Nur durch kontinuierliche Wiederholungen der Bewegungseinheiten können stabile Nervenverbindungen aufgebaut werden. Aus dem Trampelpfad wird eine Autobahn.


Die gute Nachricht: Die Reflexe lassen sich auch noch nach Jahren – im Nachhinein – ohne Probleme integrieren. Also auch noch bei älteren Kindern, Jugendlichen und sogar Erwachsenen.


Nutzen Sie die Chance für Ihr Kind, damit es Schule glücklicher erleben darf und ihm sein ganzes Potenzial zur Verfügung steht.