Warum bringt das Üben oder die Nachhilfe kaum etwas?
Um die Schulprobleme in den Griff zu bekommen, ist Nachhilfe nicht der richtige Weg. Betroffene Kinder haben eine veränderte Sinneswahrnehmung. Sie nehmen visuelle und auditive Reize anders wahr und besitzen oft ein eingeschränktes räumliches Vorstellungsvermögen. Es genügt daher nicht, das Rechnen auf die herkömmliche Art zu üben. Dyskalkulie oder Rechenschwäche ist nicht die Folge einer Unfähigkeit zu logischem Denken. Sie verdankt sich auch nicht der Dummheit oder Unwilligkeit des Kindes oder mangelnder Konzentration, sondern einem Fehlen grundlegender mathematischer Einsichten. Ohne diese sind alle Versuche, den Lernstoff durch vermehrtes Erklären und Üben zu bewältigen, zum Scheitern verurteilt. Das Wiederholen von Unverstandenem hilft rechenschwachen Schülern nicht, ihren Lernaufgaben gerecht zu werden. Es verstärkt nur ihren Widerwillen gegenüber der Mathematik und untergräbt ihr Selbstvertrauen. Wenn also die Beschäftigung mit Mathematik zur Qual wird, ist rasche Entlastung erforderlich. Eine umfangreiche Diagnostik klärt ab, warum ein Schüler solche Schwierigkeiten hat.
Langfristige Folgen einer nicht behandelten Dsykalkulie oder Rechenschwäche
Ein Kind, das immer wieder erleben muss, wie es an seinen Mathematikaufgaben scheitert, wird auf die Vergeblichkeit seiner Mühen früher oder später mit Unlust, Vermeidung und Angst reagieren. Viele Kinder entwickeln infolge ihrer Dyskalkulie/Rechenschwäche psychosomatische Störungen, die von Antriebslosigkeit über Kopf- und Bauchschmerzen bis hin zu massiven Angststörungen und Schulverweigerung reichen können. Je später eine Dyskalkulie erkannt wird, umso tiefgreifender sind im Allgemeinen die Auswirkungen auf das seelische Wohlbefinden und auf die Lernchancen der Betroffenen.
Eine Dyskalkulie/Rechenschwäche verschwindet nicht von alleine! Durch die richtigen diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen kann die Fehlentwicklung jedoch abgewendet oder – wenn sie bereits besteht – überwunden werden.
Verbreitung der Dyskalkulie
Rund 5 Prozent aller Kinder und Jugendlichen leiden an einer Dyskalkulie. Damit ist die Rechenstörung fast so verbreitet wie die Lese-Rechtschreib-Störung. Doch die Dsykalkulie / Rechenschwäche ist in der Öffentlichkeit bisher weniger bekannt und wird darum oft übersehen.
Viele Kinder mit einer Rechenstörung haben zusätzlich eine Legasthenie (LRS) oder/und Probleme mit der visuellen Wahrnehmung.
Ist Dyskalkulie vererbbar?
Bisherige Ergebnisse zeigen eine deutliche Vererbung der Dyskalkulie. Liegt bei einem Geschwisterteil bereits eine Dyskalkulie vor, so ist das Risiko um das 5- bis 10- Fache erhöht, dass auch der andere Geschwisterteil Rechenprobleme entwickelt. Bei eineiigen Zwillingen steigt dieses Risiko um das 12-Fache.